Webspurt berichtet: Das werden Betreiber der Radiostationen in Deutschland nur ungern hören: Einer Studie der Universität Leipzig zufolge wechseln immer mehr Hörer vom Radio zu YouTube. 93 Prozent der 12-19-Jährigen nutzen demnach vorwiegend das Videoportal zum Hören von Musik. Die eigentliche Hauptaufgabe des Videokanals, die audiovisuelle Unterhaltung, gerät dadurch mehr und mehr in den Hintergrund. Das behauptet der Medienwissenschaftler Bernd Schorb. Er sagte der dpa (Deutsche Presseagentur), dass der visuelle Inhalt der Videos auf Youtube zu großem Teil nur noch genutzt würde, um sich Tanzschritte oder Gitarrenriffs abzuschauen.
Dass ein Gros der Nutzer auf die Videoplattform zurückgreift, dürfte vor allem an der Flexibilität des Angebots von Youtube liegen. Ist man beim Radio gezwungen, das Programm zu verfolgen, das der Sender gestaltet, kann der Besucher auf YouTube selbst entscheiden, was, wie oft und in welcher Reihenfolge es läuft. Gehört wird die Musik dabei zwar primär auf dem stationären PC zu Hause, allerdings auch immer öfter auf dem Smartphone oder MP3-Player. Dank mobiler Internetverbindung kann so auch das eigene Handy oft zu einem Ersatz für PC und Radio werden.
Zusätzlich zu den Teilnehmern der Studie wurden 40 Jugendliche ausführlich zu ihren Hörgewohnheiten interviewt. Dabei kam heraus, dass die Webseiten von Radiosendern (27%), Communities wie MySpace (25%) und Seiten von Musiksendern (23%) nach YouTube noch am häufigsten zum Hören von Musik genutzt werden.
Die Studie macht deutlich, wie weit die Videoplattform bereits in die Gesellschaft vorgedrungen ist und dass die analogen Medien kontinuierlich an Bedeutung verlieren. Es darf zwar bezweifelt werden, dass YouTube das Radio vollständig ablösen oder überflüssig machen wird, dennoch sind deutliche Tendenzen nicht zu übersehen. Spannend wird zu beobachten, wie sich die Umstellung des noch weit verbreiteten analogen Radios auf die digitale Übertragungsform (DAB+) auf diese Entwicklung auswirken wird.